Zukunftskunst – Gestaltungswissen für die große Transformation

IQIB nimmt am „Aktionstag zur Aufklärung 2.0 – Wir sind dran“ teil
Nachhaltigkeitsforscher diskutieren mit Studierenden der Hochschule Koblenz Konzepte für eine gerechte Gesellschaft.

Wie kann eine nachhaltige und gerechte Gesellschaft verwirklicht werden? Dazu sammelten rund 100 Studierende aus verschiedenen Fachbereichen unter dem Motto „Wir sind dran!“ im Rahmen des Aktionstages zur Aufklärung 2.0 an der Hochschule Koblenz Ideen. Denkanstöße boten zahlreiche Fachvorträge und Diskussionsrunden mit prominenten Experten: Der Nachhaltigkeitsforscher Ernst Ulrich von Weizsäcker, der Mitgestalter des Bologna-Prozesses Ulrich Bartosch und der Klimaforscher Hartmut Graßl waren nach Koblenz gekommen.  

 „Das Thema Nachhaltigkeit wird an der Hochschule Koblenz bereits seit Jahren in verschiedenen Fachbereichen erforscht und auch gelehrt“, betonte Eric Mührel, Professor im Fachbereich Sozialwissenschaften, der diesen Aktionstag initiiert hatte.

Das Institut für qualifizierende Innovationsforschung & -beratung (IQIB) in Bad Neuenahr-Ahrweiler war ebenfalls am Aktionstag vertreten. Es beschäftigt sich mit der Erarbeitung und Vermittlung von Gestaltungswissen im Bereich innovativer Technologien und Prozesse. Mit einem Vortrag zum Thema „Zukunftskunst – Gestaltungswissen für die große Transformation“ präsentierte Bert Droste-Franke, Leiter des Geschäftsfeldes Forschung am IQIB, die spezifischen Herausforderungen und Ansätze in den Arbeiten des Instituts.

Die Analyse und Bewertung von Handlungsmöglichkeiten unter Berücksichtigung vieler fachlicher Perspektiven aber auch praktischen Erfahrungen sind die Kernkompetenzen der Innovationsforschung am IQIB, erklärte Droste-Franke. Wesentlich bei der Beurteilung der Zukunftsfähigkeit ist dabei die Berücksichtigung und Bewertung von Umwelt- und Gesellschaftseffekten. „Geeignete Analysen und Szenarien können wir im hauseigenen Innovation-Lab durchführen und visualisieren“, beschrieb der Wissenschaftler.

Dabei stehen gleich mehrere Analysedimensionen im Fokus: Neben technischen Funktionalitäten und Prozesszusammenhängen müssen auch ökonomische, politische und rechtlichen Randbedingungen berücksichtigt werden. Weitere Determinanten für die Bewertung von Handlungsoptionen sind unter anderem auch psychologische Faktoren sowie physikalischen oder chemischen Grundsätzen. Der Weg von der Analyse bis zur epistemisch und sozial robusten Politikempfehlung ist lang: „Analysen müssen ein großes Optionenspektrum berücksichtigen“, betonte Droste-Franke und „letztlich dürfen die ausgewählten Optionen nicht im Widerspruch zu wichtigen gesellschaftlichen Werten stehen.“ Am Beispiel einer „Ethischen Matrix“ verdeutlichte der Physiker wesentliche Aspekte der Bewertung von Optionen. Es sei wichtig, mögliche Vor- und Nachteile zugleich für verschiedene Akteure zu berücksichtigen: Von Energieversorgern, über Konsumenten und Politik bis zur Umwelt. Neben diesen Auswirkungen stehe dabei aber auch immer die Frage im Vordergrund, welche Auswirkungen sich auf der Handlungsebene für die Freiheit und Eigenständigkeit der Beteiligten ergeben. „Entlang ethischer Dimensionen wie Würde der Akteure und Gerechtigkeit lassen sich Handlungsgrenzen bei bestimmten Optionen transparent darstellen und sachlich diskutieren“, erklärte Droste-Franke.

Als praktisches Beispiel präsentierte der Wissenschaftler das erfolgreich abgeschlossene IQIB-Projekt EnAHRgie. Mit den neu entwickelten Tools können Städte, Gemeinden  und Unternehmen Unternehmen Konzepte zur regionalen Energiewende entwickeln und Ansätze für die konkrete Umsetzung Konzepte erarbeiten.

Die Veranstaltung, die die Hochschule Koblenz als erste Hochschule bundesweit mit der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler e.V. (VDW) organisiert, wurde von der Deutschen Gesellschaft Club of Rome, dem Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt, Energie sowie von dem Koblenzer ISSO-Institut unterstützt.

WEITERE INFORMATIONEN
•    Die Werkzeuge zur Gestaltung der regionalen Energiewende sind unter www.enahrgie.de/tools zu finden.
•    Details zum Projekt »EnAHRgie« stehen auf der Seite www.enahrgie.de